Gefühle besser managen: Mehr Gelassenheit als Führungskraft.

Gelassen im Job

Konflikte, Spannungen oder eine missmutige Stimmung am Arbeitsplatz können so zahlreich sein, wie die Strukturen in einem Unternehmen selbst.

  • Als Führungskraft, Freelancer oder auch Selbstständige:r, haben wir tagtäglich mit Menschen zu tun. Dabei begegnen wir unterschiedlichsten Charakteren, die uns mal mehr und mal weniger herausfordern. Denn genauso wie wir selbst, haben die Menschen, mit den wir interagieren, ihre ganz eigenen Bedürfnisse und Gefühlslagen. Befinden wir uns zudem selbst gerade in einer emotionalen Schieflage, weil es privat nicht ganz rund läuft oder unser Arbeitsalltag uns sehr viel abverlangt, fällt es uns oft schwer einen kühlen Kopf zu bewahren und souverän zu agieren.
  • Manchmal fühlen wir uns sogar von unseren Gefühlen „übermannt“ und können nur schwer zum Alltagsgeschäft übergehen. Viele meiner Klient:innen berichten mir im Coaching davon, dass sie oft die Arbeit mit nach Hause nehmen. Sie liegen nachts wach, weil sie sich über einen Mitarbeiter oder Kunden ärgern. Was sie auch tun, sie können den Ärger nicht abschütteln und wälzen sich Stunden im Bett umher. Kommt Dir das bekannt vor?

Ich erinnere mich noch gut, als ich neben meinem Coachingbusiness noch meine eigene Yogaschule geleitet habe. Als 2020 während der Coronakrise der erste Lockdown verkündetet wurde, hatte ich quasi über Nacht ein Berufsverbot für meine Yogakurse erteilt bekommen. In kürzester Zeit musste ich überlegen, wie ich das meinen Kund:innen und meinen Mitarbeiter:innen kommuniziere und wie ich fortan die finanzielle Lage manage, ohne selbst panisch oder allzu gereizt zu reagieren. Definitiv stellte mich das vor eine große Herausforderung.

Mir war klar, ich brauchte ein effektives Gefühlsmanagement, um mich selbst und mein Business weiterhin erfolgreich führen zu können.

Was mir während dieser Zeit besonders geholfen hat und auf das ich immer wieder gerne zurückgreife, sind meine bewährten „7 Quick-Tipps“ für mehr Gelassenheit.

Gefühlsmanagement: Herr (Frau) im eigenen Hause sein.

Der Psychoanalytiker Sigmund Freud brachte es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Punkt, als er sagte „Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Hause“. Damit bringt er zum Ausdruck, dass Emotionen mitunter so stark in uns wirken können, dass wir uns ihnen gänzlich ausgeliefert fühlen. Des Weiteren deutet er damit an, dass wir nur allzu schnell (unbewusst) aus dem Affekt heraus handeln, bevor sich unser Verstand dazuschalten konnte. Und schon haben wir etwas gesagt oder getan, dass wir wenig später bereuen.

Und vielleicht kennst Du auch folgende oder eine ähnliche Situation:

Du sitzt gerade im Office, hast ziemlich viel um die Ohren und die Nacht war mal wieder wenig erholsam. Deine Stimmung ist gerade eher gereizt und gestresst. Schon den ganzen Morgen geht es hektisch zu und zwei Deiner Mitarbeiterinnen haben Fragen zu einem Auftrag. Als sie das erste Mal in Dein Büro kommen, nimmst Du Dir noch Zeit und erklärst, was zu tun ist. Während sich in der Zwischenzeit immer mehr Arbeit auf Deinen Schreibtisch auftürmt, erhältst Du „on top“ noch eine Email von einer Kundin, die sich über die mangelnde Qualität eines Produkts in unschöner Weise auslässt. Ein weiteres Mal klopfen Deine Mitarbeiterinnen an Deine Tür, um eine weitere Frage zu stellen und schon…zack, ist es passiert! Dir platzt der Kragen. Du „maulst“ Deine Mitarbeiterinnen an und schickst sie aus dem Büro, schließlich hast Du doch bereits zuvor alles in Ruhe erklärt, sie hätten einfach mal ordentlich zu hören sollen. Und nur wenig später setzt Dein Kopf ein. War es richtig, so aus der Haut zu fahren? Hat mein Verhalten zur Lösung der Probleme beigetragen?

  • An diesem Beispiel lassen sich zwei Dinge ableiten. Zum einem verdeutlicht es, was mit uns und unserem Verhalten passiert, wenn wir in Stress geraten und nicht mehr in unserer eigenen Balance sind. Zum anderen zeigt es auf, dass wir auf gewisse Dinge extremer oder schneller, als uns das lieb ist,reagiern. Das liegt daran, dass wir die Prägungen und Erfahrungen unserer eigenen Kindheit tief im Innen abgespeichert haben. Da kann ein Blick oder eine Bemerkung einer Person ausreichen, die uns unbewusst an einen unschönen Moment unserer Kindheit erinnert und schon fahren wir aus der Haut. Obwohl die Person, gar nichts mit der Situation oder Person der Vergangenheit zu tun haben muss. Dir das bewusst zu machen, ist schon die halbe Miete, um gelassener zu werden und Dich und andere besser zu verstehen.

Mit diesen 7 Tipps, kannst Du Deine Gefühlen besser managen und im Job gelassener sein.

Tipp Nr.1 – Gefühle erkennen und benennen.

  • Der erste Schritt, um gelassener zu werden besteht zunächst darin, dass Du Dir Deiner eigenen Gefühle bewusst wirst. Viele Menschen mit denen ich im Coaching, als auch in meinen Trainings arbeite, wissen nur wenig über ihre Gefühle. Sie können meist sagen, dass sich etwas „gut“ oder „schlecht“ anfühlt. Dann gibt es noch einige, die klar sagen können, dass sie so etwas wie Ärger, Wut oder auch Angst spüren.
  • Der Psychologe Paul Ekmann konnte in seinen Studien sieben kulturübergreifende Basisemotionen ausfindig machen. Dazu zählen Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung. Nimm Dir also jetzt gleich mal die Zeit und versuche zu benennen, was Du heute schon an Gefühlen erlebt hast.

Tipp Nr. 2 – Selbstbild und Führungsrolle.

  • Es hilft auch, Dich in puncto Selbstbild und Deiner beruflichen Rolle zu reflektieren. Besonders, wenn Du als Führungskraft agierst, solltest Du Dir Deine Vorbildfunktion und Verantwortung bewusst sein. Frage Dich:
  • Was für ein Bild habe ich mir von mir selbst?
  • Was für ein Bild haben andere von mir?
  • Was verbinde ich mit der Rolle als Führungskraft / Rolle in meiner Arbeit?
  • Welche Eigenschaften empfinde ich bei anderen, als angenehm / vorbildlich?
  • Wie möchte ich ab heute und zukünftig wahrgenommen werden?
  • Welche Werte vertrete ich und wie kann ich sie zum Ausdruck bringen?
  • Wie kann ich als Vorbild gut voran gehen?

Tipp Nr.3 – Selbstfürsorge und Balance.

  • Wer in seiner Mitte ruht, dem wirft so leicht nichts aus der Bahn. Denk nur mal daran, wie anders Du mit negativen Situationen umgehst, wenn Du tiefenentspannt im Urlaub, statt im Alltagsstress bist.
  • Fakt ist, je mehr Selbstfürsorge Du betreibst und für Deine innere Balance sorgst, umso entspannter kannst Du den Herausforderungen Deines Lebens begegnen. Wenn Du in Dir selbst die Ruhe findest, dann haben negative Kritik, Spannungen und Konflikte nur wenig Einfluss auf Deine Gemütslage.
  • Genauso, wie Du Deine Geschäftstermine fest in Deinen Kalender einträgst, solltest Du Dir fixe Zeiten für Dich selbst freihalten. Momente, in denen Du Deinem Lieblingshobby, Sport oder Treffen mit lieben Menschen nachgehst. Oder Dir eine Massage oder Wellnesstag gönnst. Du wirst bereits nach kurzer Zeit merken, wie viel gelassener und zufriedener durch den Tag kommst.

Tipps Nr.4 – Abstand gewinnen.

  • Aus einem Affekt heraus zu reagieren, führt selten zu konstruktiven Ergebnissen. Vielmehr bewahrst Du einen kühlen Kopf, wenn Du Abstand zu den Dingen und den Menschen um Dich herum gewinnst. Wir neigen nur allzu gern dazu, Situationen überzubewerten. Häufig nehmen wir (zu) viele Dinge zu ernst und zu persönlich. Was nicht selten in Stress und Unzufriedenheit resultiert.
  • Es ist daher essenziell, Distanz zu schaffen. Dich selbst und die Situation, die Dich emotional werden lässt, zu hinterfragen. Was hat das Gefühl in mir ausgelöst? Was brauche ich jetzt, damit ich innerlich wieder ruhiger werde? Es ist angemessen, so zu reagieren? Ist es die Sache wert, dass ich darauf (so) reagiere? Was will / kann ich mit meiner Reaktion erreichen?
  • Bei der nächsten Gelegenheit, bei der Du wahrnimmst, dass Deine Gefühle hochkochen, sorge dafür, Distanz zum Auslöser zu suchen. Dafür lege eine kurze Pause ein, verlasse den Raum und gehe ein paar Schritte an der frischen Luft. Schon kurze Zeit später wirst Du bemerken, wie Du wieder runterfährst.
  • Befindest Du Dich in einem Meeting, kannst Du eine kurze Kommunikationspause einberufen. So, dass sich die Gemüter beruhigen können. Oder Du lenkst den Fokus auf Deinen Atem und atmest ein paar Mal tief durch. Nutze das bewusste Atmen, um in Dich hineinzuspüren. (Was ist gerade los? Auf was reagiere ich? Was tut mir jetzt gut und was ist zielführend?).

Tipp Nr.5 – Such nach dem Guten im Schlechten.

  • Statt Dich zu sehr auf das Schlechte zu fokussieren, suche gezielt nach dem Guten. Und vor allem verändere Deinen Interpretationsrahmen. Meist sind wir sehr schnell dabei uns Urteile über andere zu erlauben und die Welt, wie wir sie sehen, als die einzig wahre und richtige wahrzunehmen. Und da liegt schon der Kern des Problems.
  • Wir glauben zu wissen, was in dem anderen vor sich geht. Was er denkt, wie er fühlt und welche Absichten er hegt. Im Grunde genommen können wir das gar nicht wissen und doch neigen wir dazu, immer wieder von uns auf andere zu schließen. Dabei sollte uns allen klar sein, dass wir individuelle Persönlichkeiten sind. Mit unterschiedlichen Biografien, Erfahrungen und Einstellungen. Und das ist gut so. Wer will schon in einer gleichförmigen Welt leben? Erst die Diversität macht das Leben bunter, interessanter und lehrreicher.
  • Verabschiede Dich daher besser gleich von dem Gedanken, den anderen durchschaut zu haben. Lerne, Deinen Geist zu öffnen und Respekt vor der Andersartigkeit Deines Gegenübers zu haben. Die Dinge sind in den meisten Fällen anders, als wir sie annehmen.

Ein Beispiel: Du hast ein anstrengendes Gespräch mit einem Mitarbeiter, der längere Zeit krankgemeldet war. Innerlich bist Du verärgert, denn Du denkst Dir, dass Dein Mitarbeiter seinen Job bei Dir nicht ausreichend honoriert. Immerhin hast Du ziemlich viel abfangen müssen, während er krank war und nun wagt er es auch noch patzig im Gespräch sein. Dies wäre eine mögliche Interpretation. Es könnte jedoch genauso gut sein, dass Dein Mitarbeiter vor seinem Krankenstand richtig viel Gas gegeben hat, um seine Arbeit gut zu machen, dem Betrieb zu helfen und insgeheim auf Anerkennung von Dir gehofft hat. Dabei hat er sich so ins Zeug gelegt, dass er über seine Grenzen hinaus gegangen ist und letztlich krank wurde.

  • Frage Dich also beim nächsten Gespräch: Könnte ich es auch anders interpretieren? Wie würde mein Partner / ein guter Freund/ mein Kollege die Situation bewerten? Was könnte das Gute an dieser Situation sein und was kann ich daraus lernen?

Tipps Nr.6 – Ein Blick in die Zukunft.

  • Prüfe, ob es die Reaktion wert ist.
  • Um innerlich gelassener zu werden, beginne Deinen Fokus in die Zukunft zu richten. Wie wirst Du in 5 Minuten, 5 Tagen, 5 Monaten und in 5 Jahren auf die jetzige Situation blicken? Was wirst Du rückblickend über diesen Moment denken? Wird er noch von Relevanz sein? War es hilfreich diesem Moment so viel Aufmerksamkeit, Zeit und Energie zu schenken?
  • Du wirst merken, dass Du vielen Dingen in Deinem Leben zu viel Bedeutung bemisst. Lerne effizient zu denken und vorwärtsgerichtet zu leben. Statt Dich ewig über eine Sache aufzuregen und Dir tausende von Gedanken zu machen, nutze Deine Zeit für das, was Dein Leben leichter macht und Dich nach vorn bringt.

Befasse Dich lieber mit etwas, dass Dich stärkt und gute Gefühle in Dir hervorruft.

Tipp Nr. 7 – Deine Stärken als Power Schutzschild.

  • Werde Dir immer wieder Deiner Stärken bewusst. Viel zu häufig reagieren wir auf Dinge oder Menschen, weil wir zu wenig an uns selbst glauben. Wir fühlen uns angegriffen, verletzt, ohnmächtig oder ausgeliefert. Das kann daran liegen, dass Du Deinen Selbstwert noch zu sehr von anderen abhängig machst oder den Fokus zu sehr auf Deine Schwächen legst.
  • Mache Dir bewusst, wer Du bist und was Du kannst. Eine hilfreiche Übung besteht darin, Dein Leben aus der Retroperspektive zu betrachten. Schaue einmal, welche Hürden Du bereits gemeistert hast. Welchen Eigenschaften, Dir in Deinem Leben geholfen haben, Krisen zu meistern und Ziele zu erreichen.
  • Denke daran, dass Dein Gegenüber auch nur ein Mensch ist. Auch der andere kann einen schlechten Tag haben, Verletzungen in sich tragen oder aus ganz anderen Beweggründen handeln, als Du annimmst. Bleibe in jedem Fall bei Dir selbst und schaue auf Dich. Je mehr Du Dir selbst und Deiner Stärken bewusst wirst, umso besser können stressige Situationen oder unangenehme Äußerungen / Reaktionen anderer Menschen an Dir abprallen. So kann Dir auch egal sein, was andere über Dich behaupten oder welche Urteile sie fällen, denn Du bist mit Dir im Reinen.

Über Vivien Soppa

Als Business Coach, Psychotherapeutin und begeisterte Outdoorsportlerin, findest Du in mir eine vielseitige, kraftvolle und zielgerichtete Begleiterin.

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