Inhaltsverzeichnis
In den meisten Unternehmen in Deutschland ist ein nur allzu vertrautes Muster (noch immer) anzutreffen Wer fachlich stark und bestrebsam ist, der wird zur Führungskraft befördert. Die leistungsstärkste Person im Team, diejenige, die immer verlässlich Ergebnisse liefert und sich fachlich hervorragend auskennt, gilt als natürliche Wahl für eine Leitungsfunktion. Doch genau hier liegt ein entscheidender Denkfehler. Führung basiert nicht allein auf Fachwissen. Vielmehr gründet sich wirksame Führung auf außerfachliche und häufig „soft“ titulierten Faktoren, wie Beziehung, Haltung und psychologischer Kompetenz.
In meinen Coachings und Trainings für Führungskräfte in Osnabrück und Umgebung begegne ich immer wieder Menschen, die genau in diesem Spannungsfeld stehen. Sie sind herausragende ExpertInnen und sollen plötzlich Menschen führen, Orientierung geben, Konflikte moderieren und Entscheidungen treffen, die weit über das Fachliche hinausreichen. Im gemeinsamen Dialog mit angehenden wie auch erfahrenen Führungspersönlichkeiten wird dabei immer wieder deutlich, wie viele Unsicherheiten dieser Rollenwechsel mit sich bringt.
Warum Unternehmen Fachkräfte befördern
Auf den ersten Blick scheint es durchaus sinnvoll, jemanden mit einer höheren Position zu belohnen, der sich durch besondere Leistung auszeichnet. Aus unternehmerische Perspektive ist es nachvollziehbar, das gute Arbeit honoriert, Potenziale ideal genutzt und Verantwortung übertragen werden sollte. Doch wird dabei viel zu oft angenommen, dass fachliche Stärke automatisch zu guter Führung befähigt. Diese Gleichsetzung klingt plausibel, verkennt jedoch die psychologischen Anforderungen von Führung.
Fachkompetenz ist wichtig, doch Führung per se ist eine völlig andere Tätigkeitsform. Sie erfordert Fähigkeiten, die in fachlichen Rollen kaum gebraucht oder sichtbar werden. Das wird besonders deutlich, wenn neue Führungskräfte schnell in Überforderung oder Rollenkonflikte geraten.
Führung lebt von Beziehung und menschlicher Verbindung
Führung ist psychologisch. Sie ist zwischenmenschlich. Sie ist emotional.
Eine Führungskraft muss nicht die beste Fachkraft sein, sondern jemand, der in der Lage ist:
- klar und empathisch zu kommunizieren,
- Menschen zu motivieren,
- Konflikte konstruktiv zu führen,
- Rollen zu klären,
- Entscheidungen zu treffen, die nicht immer beliebt sind,
- Delegation und Vertrauen auszubalancieren,
- Sicherheit und Struktur zu bieten.
All das sind Fähigkeiten, die selten durch Fachwissen entwickelt werden. Sie entstehen durch Selbstreflexion, Erfahrung und innere Arbeit.
Typische Stolperfallen neuer Führungskräfte
In meinen Coachings und Führungskräftetrainings zeigt sich bei der Frage, wie Mitarbeitende wirksam geführt werden können, immer wieder ein ähnliches Muster. Besonders häufig begegnen mir dabei folgende Aspekte:
- Rollenunklarheit: Der Wechsel von „Kollege“ zu „Führungskraft“ fühlt sich anfangs für viele unangenehm an.
- Weiterhin alles selbst machen wollen: Delegation fällt schwer, weil man es selbst „schneller oder besser“ könnte.
- Konflikte vermeiden: Aus Harmoniebedürfnis oder Unsicherheit entstehen ungeklärte Spannungen im Team.
- Überforderung: Die Anforderungen an Führung sind komplexer und emotionaler als erwartet.
- Perfektionismus: Das Gefühl, alles kontrollieren zu müssen, erzeugt Druck und verhindert Entwicklung im Team.
Wie Führung gelingen kann und was es dafür braucht
Führung ist dann besonders wirksam, wenn sie bewusst gestaltet wird. Dazu gehören:
1. Selbstführung
Wer andere führt, sollte sich zunächst einmal selbst gut kennen und führen können. Das bedeutet die Fähigkeit zu besitzen, die eigenen Emotionen, Bedürfnisse, Grenzen und Stressmuster zu regulieren. Nur so lässt sich ein gutes Fundament effektiver Führung gestalten.
2. Echte Kommunikation
Klarheit, Transparenz und Empathie sind zentrale Elemente, um Mitarbeitende zu erreichen. Gute Führungskräfte können Botschaften so vermitteln, dass sie ankommen und das auch in schwierigen Situationen.
3. Psychologische Kompetenz
Führung heißt in erster Linie, Menschen zu verstehen. Dazu zählen Wahrnehmung, Empathie, Konfliktfähigkeit und die Fähigkeit, psychologische Sicherheit im Team zu schaffen.
4. Reflexion und Begleitung
Niemand muss Führung alleine lernen. Coaching, Supervision oder Mentoring sind wertvolle Räume, um den eigenen Führungsstil zu entwickeln und zu stärken.
Psychologische Perspektive aus meinem Coaching
Als Psychotherapeutin und Leadership-Coach erlebe ich immer wieder, dass Führungskräfte aufrichtig bemüht sind, ihre Mitarbeitenden gut zu begleiten. Häufig fehlt ihnen jedoch eine klare Vorstellung davon, wie gute Führung eigentlich aussieht. Nicht, weil ihnen etwas Wesentliches fehlt, sondern weil sie nie eine echte Anleitung dafür erhalten haben. Genau hier zeigt sich ein zentrales Missverhältnis. Während die meisten Führungskräfte über eine solide bis sehr fundierte fachliche Ausbildung verfügen, kommt die Entwicklung von Führungskompetenzen, insbesondere der zwischenmenschlichen, oft viel zu kurz oder bleibt gänzlich unberücksichtigt. Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich Führung bis zu einem gewissen Grad lernen lässt. Führungskompetenz beginnt nicht irgendwo im Außen oder auch bei irgendwelchen Tools, sondern bei Dir selbst.
Fazit
Beförderungen funktionieren dann gut, wenn sie nicht nur fachliche Leistung belohnen, sondern auch die Persönlichkeit, die Haltung und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung berücksichtigen. Gute Führung entsteht durch Bewusstsein, Reflexion und Klarheit, nicht durch die beste Fachkompetenz.
👉 Coaching in Osnabrück und Umgebung für neue und erfahrene Führungskräfte
Wenn Du Deine Rolle reflektieren und stärken möchtest, unterstütze ich Dich gerne, persönlich in Osnabrück oder online.


