Inhaltsverzeichnis
Jeder, der eine Führungsrolle übernimmt, hat ein Idealbild davon, wie er oder sie als Leader sein möchte: souverän, strukturiert, immer ansprechbar, entscheidungsstark und gleichzeitig empathisch.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Der Alltag ist geprägt von Zeitdruck, unerwarteten Herausforderungen und der ständigen Frage: „Habe ich noch alles im Griff?“
Dieses Spannungsfeld kann zu Frust führen, vor allem wenn Du einen hohen Anspruch an Dich selbst hast, Dich für alles verantwortlich fühlst und das Gefühl hast, Deinem Ideal nicht entsprechen zu können.
Doch ist es möglich diesen Druck zu reduzieren und weiterhin effizient zu führen, ohne sich dabei zu überlasten? Die Antwort ist: Ja, das ist möglich!
In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du es mithilfe psychologischer Tipps und bewährter Strategien schaffen kannst, eine gesunde (Arbeits-) Balance zu finden.
1. Akzeptiere die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität
Es ist normal, dass Dein Idealbild nicht zu 100 % mit der Realität übereinstimmt. Führung bedeutet nicht Perfektion, sondern Anpassungsfähigkeit. Psychologische Studien zeigen, dass Menschen mit einem ausgeprägten Perfektionismus oft unter chronischem Stress leiden (Flett & Hewitt, 2002). Anstatt Dich daran zu messen, was Du noch nicht perfekt machst, fokussiere Dich darauf, kontinuierlich kleine Fortschritte zu erzielen. So ist es sinnvoll Dich zu fragen: „Was habe ich heute gut gemacht?“ anstatt „Was hätte besser laufen können?“
2. Delegieren heißt nicht Kontrollverlust
Viele Führungskräfte haben das Bedürfnis, alles selbst im Blick zu behalten. Das ist verständlich, aber auf Dauer ineffizient und überfordernd. Delegation bedeutet nicht, Kontrolle abzugeben, sondern Verantwortung klug zu verteilen. Laut einer Studie von Harvard Business Review (Dai et al., 2019) verbessern Führungskräfte, die bewusst delegieren, nicht nur ihre eigene Effizienz, sondern auch die Zufriedenheit und Leistung ihres Teams.
Praktischer Tipp: Setze klare Erwartungen, definiere Verantwortlichkeiten und vertraue Deinem Team. Wo nötig, befähige Deine Mitarbeiter dazu, Dir mehr Aufgaben abzunehmen. Anstatt alles bis ins Detail zu kontrollieren, schaffe feste Feedbackschleifen, um den Überblick zu behalten.
3. Setze Prioritäten realistisch
Es ist verlockend, immer für alle und alles da sein zu wollen, doch das führt zu mentaler Erschöpfung. Eine Methode aus der Zeitmanagement-Psychologie ist das Eisenhower-Prinzip: Unterscheide zwischen wichtigen und dringenden Aufgaben.
Wichtig & dringend: Sofort erledigen.
Wichtig, aber nicht dringend: Terminieren.
Dringend, aber nicht wichtig: Delegieren.
Weder wichtig noch dringend: Eliminieren.
Dieses Vorgehen hilft Dir, den Fokus auf das zu legen, was wirklich zählt, anstatt Dich von operativen Details auffressen zu lassen. Am Ende zählt es, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun.
4. Umgang mit dem Verantwortungsgefühl
Wenn du das Gefühl hast, dass alles auf Deinen Schultern lastet, frag Dich: Ist das wirklich so? Oder habe ich mir diese Rolle selbst auferlegt? Oft nehmen Führungskräfte mehr Verantwortung an, als notwendig wäre. Zudem gehen viele davon aus, dass Vorgesetzte und Mitarbeitende hohe Erwartungen an sie haben, ohne diese Annahme jemals zu überprüfen.
Strategie: Entwickle eine klare Abgrenzung zwischen Deiner Verantwortung und der Deines Teams. Eine Studie der American Psychological Association (2016) zeigt, dass Menschen, die lernen, Verantwortung bewusst abzugeben, langfristig weniger Stress empfinden und bessere Entscheidungen treffen.
5. Reflexion und Selbstmanagement
Regelmäßige Selbstreflexion hilft Dir, aus dem Autopilot-Modus auszubrechen und bewusster zu führen. Stelle Dir jede Woche die Fragen:
Wo habe ich effektiv geführt?
Wo könnte ich loslassen?
Wie kann ich meine Arbeitsweise optimieren?
Zusätzlich kann ein Führungstagebuch oder ein Führungskräfte-Coaching helfen, Klarheit über Dein eigenes Führungsverhalten zu gewinnen.
Fazit: Ein pragmatisches Idealbild entwickeln
Anstatt Dich von einem unrealistischen Idealbild unter Druck setzen zu lassen, entwickle eine Version davon, die mit Deinem Alltag kompatibel ist. Sei ambitioniert, aber bleibe flexibel. Indem Du Delegation als Chance siehst, Prioritäten bewusst setzt und Dein Verantwortungsgefühl reflektierst, kannst Du Führung effizient und gleichzeitig gesund gestalten.
Quellen:
Flett, G. L., & Hewitt, P. L. (2002). „Perfectionism: Theory, research, and treatment.“ American Psychological Association.
Dai, H., Milkman, K. L., & Hofmann, D. A. (2019). „How Managers Can Make the Most of Delegation.“ Harvard Business Review.
American Psychological Association (2016). „Stress in America: The Impact of Delegation on Leadership and Well-being.“